Dr. Christoph Grote und Peter Jüngst, in der E/D/E Geschäftsführung unter anderem für die Warengruppen Beschlag und Haustechnik zuständig, begrüßten zu der Digitalveranstaltung, die diesmal an die Stelle des Branchentreff spezial trat. „Auch wenn uns der persönliche Kontakt – zumindest in diesem großen Kreis – noch nicht möglich ist, möchten wir dennoch Informationen und Lösungsansätze präsentieren, die für das tägliche Geschäft bedeutsam sind“, machte Peter Jüngst deutlich. Die rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartete gebündelt an zwei Vormittagen eine vielfältige Auswahl an Fach- und Impulsvorträgen mit Experten aus der Praxis und der Wissenschaft. Ausgewählte Vertragslieferanten stellten zudem in 25 Vorträgen ihre Produktinnovationen vor.

Welchen Mehrwert bietet die Digitalisierung dem Handwerk – und welchen Einfluss hat dies auf die Händler? Mit diesen Fragestellungen beschäftigten sich Eva Lomme und Dr. Thomas Siemer vom Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk. „Das Handwerk befindet sich mitten im digitalen Wandel und steht dabei häufig vor sehr komplexen Fragestellungen. Da Komplexität den Fortschritt hemmt, muss der erste Schritt sein, diese Komplexität zu vereinfachen“, unterstrich Dr. Siemer. Dies beginne bei den Daten mit einheitlichen Standards für Produkt-Artikelnummern: „Heute existieren unterschiedliche Artikelnummern mit nicht eindeutigen und nicht standardisierten Produktattributen. Dies kann und wird so nicht bleiben, insbesondere mit Blick auf die Methode BIM.“

E/D/E mit Initiative zu BIM
Inhaltlich direkt anknüpfen konnte Thomas Kirmayr, Geschäftsführer der Fraunhofer-Allianz Bau und langjähriger Branchenkenner, der in seinem Vortrag umfassende Einblicke in den aktuellen Stand und die zukünftigen Perspektiven des Building Information Modeling gab. In enger Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Experten hat das E/D/E dazu unlängst ein eigenes Projekt initiiert. Mit einem weiteren Zukunftsthema setzte sich Christian Gräff, Geschäftsführer des Smart Living & Health Center e. V. auseinander: „Der demographische Wandel stellt in Zukunft enorme Herausforderungen an die Gebäudeplanung und -ausstattung. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird in den kommenden Jahrzehnten weiter rapide wachsen, ohne dass es ausreichend Fachpersonal geben wird.“ Inwieweit smarte Gebäudetechnik für Abhilfe sorgen kann, will der Verein in Berlin – in enger Zusammenarbeit mit Handel und Handwerk – mit seinem „Haus der Zukunft“ zeigen.

Handwerk im Wandel
Mit sich verändernden Handwerksstrukturen beschäftigte sich Ralf Bickert vom Fachverband des Tischlerhandwerks in seinem vielbeachteten Fachvortrag. „Im Tischler- und Schreinerhandwerk findet ein Konzentrationsprozess statt. Nur noch 16 Prozent der Betriebe erwirtschaften fast drei Viertel aller Umsätze“, schilderte er mit Blick auf die überaus positive wirtschaftliche Entwicklung. Ohne Digitalisierung gehe dabei längst nichts mehr: „Die Fachkraft von morgen wird manuell Fenster montieren und digital den Montagebericht verfassen“, brachte es Bickert auf den Punkt.

Angesichts dieser Veränderungen thematisierte das E/D/E im Rahmen des Branchenupdate, wie sich der Handel in diesem Umfeld positionieren kann – beispielsweise durch die digitale Vernetzung mit den Handwerkspartnern. So stellten Bernd Keppler, Geschäftsführer OS Datensysteme, und Carsten Pinn, PinnCalc, erneut ihre jeweiligen Branchen-Software-Lösungen vor, die sich bereits vielfach in der Praxis bewähren. Der Fokus lag insbesondere auf der Vernetzung der Bestellprozesse mit dem Händler-Shop und den Mehrwerten, die sich dadurch für Handwerk und Handel ergeben.

Haustechnik digital: Vorteil WUPPER-RING
„Die B2B-Digitalisierung betrifft alle Marktpartner im dreistufigen Vertrieb, jeder der Partner benötigt dazu eine klare Strategie“, stellte Prof. Dr. Uwe Kern, geschäftsführender Gesellschafter der ITEK Technologie GmbH, in seinem Impulsvortrag heraus. Er ging auf Branchenstandards wie Open Masterdata, die integrierte Datenschnittstelle IDS und Open Datacheck ein und machte deutlich: „Der Online-Shop des Großhandels wird in den kommenden Jahren zur zentralen Verkaufsplattform werden.“ Der weitere Weg der Digitalisierung erfordere gezielte Investitionen und kontinuierlichen Wissensaufbau. Prof. Dr. Kern: „Der richtige Zeitpunkt, um damit zu beginnen, ist jetzt.“

Das E/D/E unterstützt die WUPPER-RING Händler dabei – insbesondere mit dem Multishop SHK und rund 1,5 Millionen Stammdaten, welche die eDC Haustechnik-Daten GmbH & Co. KG (teilweise in Kooperation mit der ITEK) stets aktuell zur Verfügung stellt. Der industrielle 3D-Druck bildete ein weiteres Thema der Veranstaltung, ebenso wie die Bedeutung von Eigenmarken für den Handel. Hier hat der Geschäftsbereich Haustechnik für die Mitglieder im WUPPER-RING mit dem Relaunch der Eigenmarke FORMAT bekanntlich einen neuen erfolgversprechenden Weg eingeschlagen. Die Resonanz der Teilnehmer fiel durchweg positiv aus, gerade mit Blick auf die vielfältigen Vortragsthemen.

„Durch die Online-Lösung konnte ein erweiterter Personenkreis teilnehmen, der üblicherweise nicht beim regulären Branchentreff dabei ist“, sagte Georg Vetter, Geschäftsführer der Baubeschlag-Union. Als sehr informativ bezeichnete Bernd Blümmers, Leiter Sales Products der dormakaba Deutschland GmbH, die Fachvorträge: „Die sich verändernden Handwerksstrukturen und der damit verbundene Bedarf an Prozessoptimierung sind der Motor für weitere Digitalisierung.“

Erweiterter Teilnehmerkreis
„Das virtuelle Format ist sicherlich kein vollwertiger Ersatz zur Präsenzveranstaltung – aber besser als gar keine Veranstaltung“, kommentierte Axel Güthner, geschäftsführender Gesellschafter der Hans Bohner GmbH & Co. KG. „Das Branchenupdate mit Vorträgen aus der Industrie sowie diversen Themenvorträgen war eine gelungene virtuelle Veranstaltung. Aus unserer Sicht war es immerhin eine Möglichkeit, in einer wenn auch eingeschränkten Form mit unseren Kunden zu kommunizieren“, berichtet Harald Schultz, Vertriebsleitung Fachhandel Deutschland bei ABUS: „Insgesamt können wir für den Bereich Baubeschlag sagen, dass die Kunden ein überwiegend positives Fazit für 2021 ziehen. Lediglich die Beschaffungssituation stellt die Branche vor Herausforderungen.“ 

2022 wieder als Präsenzveranstaltung
Die große Teilnehmerzahl wertete auch Christoph Grote als Bestätigung des Veranstaltungskonzepts: „Die Resonanz zeigt uns, wie sehr die Branche den fachlichen Austausch untereinander sucht – auch wenn er derzeit im digitalen Raum stattfindet.“ Eine gute Nachricht hatte Dr. Grote noch mit Blick auf das kommende Jahr: Der Branchentreff total wird mit Zuversicht in die weitere Entwicklung wieder in vertrauter Form als Präsenztagung geplant – am 6. und 7. September 2022 soll es in Leipzig ein persönliches Wiedersehen geben.